Filme des Wettbewerbs

Erste Filme im Wettbewerb: Einzelkämpfer unter sich
Das FilmFestival Cottbus (5. bis 10. November 2019) gibt die ersten sechs von zwölf Filmen des WETTBEWERB SPIELFILM bekannt. FULL MOON, das Spielfilmdebut des bosnischen Regisseurs Nermin Hamzagić, feiert seine Weltpremiere in Cottbus. 
Immer wieder im Zentrum der Werke: Menschen unter Druck, Wutbürger auf Adrenalin, die genug haben und aufbegehren – Einzelkämpfer aller Altersklassen gegen Konventionen und Gentrifizierung, Korruption und rechtsextreme Netzwerke, die eigene Familie und den starken Staat. Und dabei auch immer ein Stück gegen sich selbst.

„2019 prägen die Arbeiten vieler junger Regisseure den Wettbewerb des FilmFestival Cottbus. Die gehen ihre Themen ohne Umwege an, bisweilen genauso direkt wie ihre Protagonisten, die sich gegen den Stress wehren, der auf ihnen lastet“, sagt Bernd Buder, Programmdirektor des FilmFestival Cottbus. „Zwischen Polit-Thriller und ironischen Untertönen kommen Biografien von Menschen auf die Leinwand, die zuweilen sehr stürmisch auf Gerechtigkeit drängen. Doch die hat viele Seiten – und so ist es mit einem einfachen Dagegensein nicht getan. Das osteuropäische Kino bleibt seiner Tradition treu, besonders genau hinter die Kulissen zu blicken, Widersprüche zu verhandeln und dabei auch mal schnell die Tonlage zu wechseln.“

Mit viel Liebe zum Detail inszeniert der junge bosnische Regisseur Nermin Hamzagić sein Spielfilmdebut FULL MOON (BA), das beim 29. FFC seine Weltpremiere feiert. Sein Held: der junge Polizist Hamza. Auf dem Revier warten die üblichen Problemfälle auf ihn. Während seine Kollegen diese meist mit Bestechungsgeldern lösen, entscheidet sich Hamza aus dem korrupten Zirkel auszusteigen.

Mit der Internationalen Premiere von NATIONALSTRAẞE | NATIONAL STREET (CZ, DE) kehrt Štepán Altrichter nach Cottbus zurück. Altrichters zweiter Spielfilm, nach dem gleichnamigen Buch von Jaroslav Rudiš, ist eine mit leichter Hand inszenierte wie treffende Mentalitätsstudie über Befindlichkeiten im dreißigsten Jahr nach dem Fall des Eisernen Vorhangs. Sein Protagonist, der Hooligan und Wutbürger Vandam, lebt in einer Plattenbausiedlung am Rande von Prag. Hier hat er seine Kindheit verbracht, hier ist er zu Hause. Als seine Stammkneipe der Gentrifizierung zum Opfer fallen soll, gilt es für ihn zu handeln. 
Das FFC zeichnete Altrichters SCHMITKE 2014 als Bestes Debut aus.

Teodor Kuhns Spielfilmdebut MIT EINEM SCHARFEN MESSER | BY A SHARP KNIFE (SK, CZ) ist von einem bis heute unaufgeklärten Mord im Jahre 2005 inspiriert. In dem spannenden Polit-Thriller verrennt sich ein Vater, der Gerechtigkeit für seinen von Neonazis erstochenen Sohn will, in einem ungleichen Kampf mit dem undurchsichtigen Justizapparat. Er trifft auf ein Geflecht aus Desinteresse, Verfahrensfehlern und mafiösen Verstrickungen.

Im Zentrum von Ognjen Sviličićs viertem Spielfilm DIE STIMME | THE VOICE (HR, RS, MK) steht der 17-jährige Goran. In seinem Internat, einem katholischen Gymnasium im dalmatinischen Hinterland, wird er zum Außenseiter, weil er nicht gläubig ist. Unter mediterraner Sonne entwickelt sich ein Teufelskreis aus Anpassungsdruck und Trotz, der Gorans Frust zu Zorn auf die anderen und auf sich selber werden lässt.

Das Frauenportrait SCHWESTER | SISTER (BG, QA), der zweite Spielfilm von Svetla Tsotsorkova, besticht durch eine eindrucksvolle Bildsprache. Um ihrem langweiligen Alltag zu entfliehen, erzählt darin die junge Rayna vorbeikommenden Touristen, ihre Familie wäre brutal von der Mafia ermordet worden und andere abenteuerliche Lügenmärchen. Bis der Freund ihrer großen Schwester eingesperrt wird. Rayna eilt ihm zur Hilfe und erfährt dabei einiges über ihre Mutter, was lieber ungesagt geblieben wäre. 

In LOVE CUTS (RS, HR), Kosta Đorđevićs zweitem Spielfilm, wütet sich die Teenagerin Aja durch die kongenial inszenierten Stadtlandschaften Belgrads. Die Mutter nervt, ihr Freund hat keine Lust mehr auf sie, man schreit sich an, man trennt sich. Aggressionen liegen in der Luft. Die temporeiche und authentisch inszenierte Low-Budget-Produktion wird vor allem von der beeindruckenden Hauptdarstellerin Kristina Jovanović getragen.

Das FFC erwartet die Regisseurinnen und Regisseure der nominierten Werke als Gäste.

Titelliste Wettbewerb Spielfilm
Deutscher Titel | English Title | Originaltitel 

MIT EINEM SCHARFEN MESSER | BY A SHARP KNIFE | OSTRÝM NOŽOM
Teodor Kuhn, SK/CZ 2019, 90 MIN

FULL MOON | PUN MJESEC
Nermin Hamzagić, BA 2019, 79 MIN

LOVE CUTS | LOVE CUTS | REŽI
Kosta Đorđević, RS/HR 2019, 80 MIN

NATIONALSTRAẞE | NATIONAL STREET | NÁRODNÍ TŘÍDA
Štepán Altrichter, CZ/DE 2019, 90 MIN

SCHWESTER | SISTER | SESTRA
SVETLA TSOTSORKOVA, BG/QA 2019, 98 MIN

DIE STIMME | THE VOICE | GLAS
OGNJEN SVILIČIĆ, HR/RS/MK 2019, 76 MIN

 
 
Über das FilmFestival Cottbus 
Das 29. FilmFestival Cottbus findet vom 5. bis 10. November 2019 statt. In vier Wettbewerben und elf weiteren Sektionen zeigt das FFC über 200 Filme, die um ein Preisgeld von mehr als 75.000 Euro und die begehrte Preisskulptur LUBINA (sorbisch: die Liebreizende) konkurrieren. 
Über 22.000 Zuschauer besuchten 2018 das Festival des osteuropäischen Films in Cottbus.
Maßgeblich unterstützt wird das 29. FilmFestival Cottbus vom Land Brandenburg, der Medienboard Berlin-Brandenburg GmbH, der Stadt Cottbus, dem Auswärtigen Amt und dem Creative Europe-Programm der Europäischen Union.