Artikel, Serbske Nowiny, 10. Netzwerktreffen
10. Netzwerktreffen des Sorbisch-deutschen Filmnetzwerkes „Łužycafilm“
Großhennersdorf (SN/CoR).
Zum 10. Netzwerktreffen des Sorbisch-deutschen Filmnetzwerkes „Łužycafilm“ wollte man sich im Mai turnusgemäß auf dem Neiße-Filmfestival (NFF) im Tagungshaus in Großhennersdorf einfinden. Wegen dessen Corona-bedingter Verschiebung trafen sich die insgesamt 37 Teilnehmer vom 14. bis 15. Mai digital im Netz. Veranstalter der Workshops war erneut die Stiftung für das sorbische Volk, in Kooperation mit dem Filmverband Sachsen e.V. sowie dem NFF und dem FilmFestival Cottbus.
Auf dem Programm standen der Austausch über nächste Ziele des Netzwerks, die Vorstellung von sechs Filmprojekten sowie Drehbuchanalyse. Erreichtes und Zukünftiges stand im Mittelpunkt des von Erik Schiesko, ehrenamtlich die Netzwerkseite betreuender Netzwerksprecher, moderierten Strategie-Workshops. Durchweg positiv war das Echo auf eine von ihm entworfene digitale Karte, die zukünftig Filmdrehorte, Filmproduktionen etc. ausweisen und damit die Sichtbarkeit des Filmstandortes Lausitz erhöhen soll.
Fortschritt gibt es auch in Sachen Filmfonds Lausitz zu vermelden. Die beim vergangenen Herbsttreffen auf dem Cottbuser Filmfestival erstmals vorgetragene Idee, entsprechend der Initiative „Der besondere Kinderfilm“ auch einen Fördertopf für den Minderheitenfilm zu schaffen, wurde in eine Arbeitsgruppe überführt.
Um die Lobbyarbeit für einen solchen Fonds wollen sich ab jetzt die drei Netzwerksprecherinnen Ola Staszel vom NFF, Cosima Stracke-Nawka von der Sächsischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien, Sylke Laubenstein-Polenz von der Stiftung für das sorbische Volk sowie Claudia Muntschick vom sächsischen Zentrum für Kultur und Kreativwirtschaft Kreatives Sachsen kümmern.
„Man muss die Politik von der faktischen Wertschöpfung durch Film- und Kreativwirtschaft hier überzeugen. Das dauert zwar, aber es funktioniert“, machte die für Ostsachsen zuständige Claudia Muntschick den Netzwerkern Mut.
Die Runde der Filmvorstellungen in Form kurzer professioneller „pitches“ eröffnete die in Bautzen geborene und in Leipzig arbeitende Künstlerin Karoline Schneider. In ihrem Kurzfilmprojekt geht sie unter anderem der Frage nach, wie die tropische Kauri-Muschel bzw. -Schnecke ihren Weg zu den sorbischen Osterreitern gefunden hat.
Die aus Breslau stammende und ebenfalls in Leipzig arbeitende Animationsfilmerin Eliza Płocieniak-Alvarez stellte ihr Animationsfilmprojekt über Lausitzer Sagen und Märchen vor, das in ober- und niedersorbischer sowie in deutscher Sprache produziert werden soll. Angela Schuster („Zmij“) berichtete über ihr Schülerprojekt „Sprachlos“ der Kulturfabrik Hoyerswerda, das sie mit Schülern zum Thema Sorben im Nationalsozialismus durchgeführt hat.
Sorbische Vergangenheit und deren dominante Verdrängung aus dem kollektiven Lausitzer Bewusstsein steht im Mittelpunkt eines neuen, auch die eigene Familiengeschichte einbeziehenden Dokumentarfilmprojekts von Grit Lemke („Gundermann Revier“). Regisseur Dirk Lienig aus Hoyerswerda („Wenn wir erst tanzen!“) stellte ein Serienprojekt vor, das mittels einer Zeitreise die gesellschaftlichen Entwicklungsmöglichkeiten vor, während und nach der Wende thematisiert.
Erik Schiesko präsentierte sein neues Spielfilmprojekt „Neo“ über aufkeimende Konflikte in Familien und Freundeskreisen durch den Rechtspopulismus. „Wir freuen uns sehr, dass es diesmal so viele sorbische Filmprojekte gibt, alle konnten gar nicht offiziell präsentiert werden“, meinte Sylke Laubenstein-Polenz. Konkrete Hilfe bekamen die Filmschaffenden am Freitag. René Beine, Herstellungsleiter an der Filmuniversität Babelsberg „Konrad Wolf“, und Produzentin Ingelore König, Geschäftsführerin der Kinderfilm GmbH, analysierten Drehbücher von Sandra Siegmeier, Reiner Nagel und Carla Niewöhner („Das leere Haus“, Deutsch-Sorbisches Volkstheater) und prüften sie auf ihre filmische Umsetzbarkeit.
Zum fünfjährigen Bestehen im November ist das nächste Netzwerktreffen auf dem Cottbuser Filmfestival geplant.